Erfolgreich selbstständig: Im Gespräch mit Kommunikationsdesigner Tobias Huber

Tobias Huber hat sich direkt nach seinem Studium an der HMKW (B.A. Grafikdesign und Visuelle Kommunikation sowie M.A. Kommunikationsdesign) als Grafikdesigner selbstständig gemacht. Wie ist ihm der Einstieg ins Berufsleben gelungen, was schätzt er an seiner Tätigkeit als Freelancer besonders und welche Tipps würde er neuen Studierenden mit auf den Weg geben? Dies alles und viel mehr hat er uns im Alumni-Interview verraten.

HMKW-Absolvent Tobias Huber konnte nahtlos an sein Studium anknüpfen und ins Berufsleben einsteigen.

HMKW-Absolvent Tobias Huber konnte nahtlos an sein Studium anknüpfen und ins Berufsleben einsteigen.

Was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an die HMKW denken?

Ich habe den Großteil meiner 20er-Jahre an der HMKW verbracht, daher denke ich zunächst an die ganzen klassischen Studierendenerfahrungen, die man in dieser Zeit macht. Dazu gehören natürlich Freunde und Kommilitonen, viele gute Kurse und Dozenten und einige gute Partys… und hin und wieder auch eine Menge Workload.

Sie haben den B.A. Grafikdesign und Visuelle Kommunikation sowie den M.A. Kommunikationsdesign an der HMKW Berlin studiert. Als was arbeiten Sie nun?

Ich hatte das Glück, mir bereits während des Studiums einen Kundenstamm aufbauen zu können, weshalb ich nach dem Abschluss meines Masterstudiums nahtlos als freiberuflicher Grafikdesigner weitermachen konnte. Als solcher arbeite ich häufig für kleine und mittelgroße Unternehmen, werde aber auch regelmäßig von größeren Agenturen gebucht, um für Großprojekte Key Visuals, Plakatkampagnen oder Logos zu entwerfen. Das ist für mich der spannendste Teil der Arbeit, da ich so auch die Möglichkeit habe, an Projekten für Firmen wie Bosch, Vodafone oder die Allianz Versicherung zu arbeiten. Außerdem doziere ich hin und wieder und gebe da vor allem meine Erfahrung mit der gängigen Gestaltungssoftware weiter.

Konnten Sie zuvor bereits weitere Berufserfahrungen sammeln, von denen Sie uns gerne berichten würden?

Die wichtigsten Erfahrungen habe ich bereits während meines Praktikums im Zuge des Bachelorstudiums gemacht. Dort lernte ich alle wichtigen Aspekte der Agenturseite kennen. Ohne diese Erfahrungen wäre es mir vermutlich nicht möglich, Kunden und Projekte so umfassend zu betreuen, wie ich es mittlerweile anbiete. Außerdem habe ich für mich persönlich gemerkt, dass kreatives Arbeiten in Form eines 9 to 5-Job die Qualität der Ergebnisse eher mindert. Wenn ich als Morgenmuffel bereits erste Ergebnisse bis 11 Uhr liefern soll, dann sehen diese auch entsprechend aus. Mir meine Zeit selbst einteilen zu können, erlaubt es mir, bessere Arbeit zu leisten und außerdem die viel zitierte Work-Life-Balance zu erhalten.

Zu welchem Zeitpunkt während des Studiums sind Sie auf Ihren Berufswunsch gekommen? Hat das Praktikum eine Rolle bei der Berufswahl gespielt?

Diese Frage hat sich mir tatsächlich nie gestellt, da ich bereits von Anfang an alle Aspekte des klassischen Grafikdesigners als Dienstleister spannend fand und mich auch heute absichtlich nicht allzu stark spezialisiert habe. Vielmehr achte ich darauf, abwechslungsreiche Projekte anzunehmen, um nicht irgendwann jeden Tag ausschließlich das gleiche Programm zu benutzen oder irgendwann nur ein bestimmtes Medium zu bedienen. Allerdings habe ich bereits während des Masterstudiums eine Leidenschaft für die Lehre entwickelt, die ich auch zukünftig weiter ausbauen möchte. Diese entstand, als ich damals den Auftrag bekam, einen InDesign-Kurs anzubieten, der dann in vielen weiteren Softwarekursen mündete.

Warum haben Sie sich damals für den Studiengang M.A. Kommunikationsdesign entschieden? Und warum haben Sie sich für ein Studium an der HMKW entschieden?

Ich hatte bereits während des Bachelorstudiums beinahe ausschließlich gute Erfahrungen an der HMKW gemacht. Als dann zeitlich passend zur letztendlichen Abgabe meiner Bachelorarbeit der neue Masterstudiengang angekündigt wurde, schien das einfach wie die logische Folge. Auch die Tatsache, dass das Studium komplett in Englisch gehalten war, reizte mich. Als ehemaliger Bachelorstudierender bekam ich außerdem einen Rabatt, der dann letztendlich die Entscheidung noch einmal vereinfachte.

Welche Inhalte aus dem Studium finden sich in Ihrer Arbeit wieder bzw. helfen Ihnen dabei?

Da ich bereits vor meinem Studium hobbymäßig gestaltete, hatte ich bereits viel Vorwissen, das durch das Studium hauptsächlich vertieft wurde. Allerdings kam vor allem im Bereich des Printdesigns auch sehr viel neues Wissen dazu, sowohl theoretisch als auch praktisch, das ich auch noch heute sehr häufig anwende. Im Masterstudiengang behandelten wir dann viel Gestaltungstheorie, die auf den ersten Blick womöglich wenig Anwendung findet, letztendlich aber einen großen Teil dazu beigetragen hat, die eigene Arbeit viel besser zu reflektieren und diese qualitativ auf ein neues Level zu heben.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich möchte meine selbstständige Tätigkeit weiter ausbauen und in Zukunft mit eigenen Mitarbeitern die Möglichkeit haben, große Projekte ganzheitlich umzusetzen - als Einzelperson in einem Großprojekt ist man momentan noch dazu verdammt, nur ein Zahnrad von vielen zu sein. Mir persönlich macht Kreativität aber am meisten Spaß, wenn die eigene Entscheidungsfreiheit so groß wie möglich ist und diesen Freiraum würde ich mir gerne erarbeiten.

Außerdem werde ich - zumindest in Teilzeit - weiterhin unterrichten, da dies für mich den perfekten Ausgleich zu der zeitweise doch sehr viel im Sitzen und im Stillen ausgeführten selbstständigen Gestaltungstätigkeit darstellt.

Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit besonders und was stellt eine Herausforderung dar?

Beide Fragen lassen sich sehr deutlich mit der freien Zeiteinteilung als Freiberufler beantworten. Fast immer ausschlafen zu können und sich jederzeit auch einen freien Tag gönnen zu können: Das sind Vorteile, die ich nicht missen möchte. Allerdings muss man aufpassen, dass das Fehlen vorgegebener und fester Arbeitszeiten auch dazu führen kann, dass man das Gefühl hat, theoretisch jederzeit arbeiten zu können und eigentlich auch zu sollen. Den entspannten Feierabend, an dem man den Stift fallen lässt und nach Hause geht, den habe ich eigentlich nur noch, wenn ich mal wirklich alle anstehenden Projekte erledigt habe. Das heißt aber wiederum, dass ich zu diesem Zeitpunkt keine Projekte mehr habe, was natürlich finanzielle Sorgen bereiten könnte. Aktuell gelingt es mir aber gut, einen Mittelweg zwischen Freizeit und genügend Arbeit zu finden. Diese Gratwanderung musste ich aber erst einmal erlernen.

Wie sind die Jobsuche und spätere Bewerbungsphase verlaufen?

In meinem Fall war die Kundenakquise die größte Schwierigkeit. Klinken putzen stellte sich als harte Aufgabe dar und wenn ich nicht das Glück gehabt hätte, früh einen Großkunden an Land gezogen zu haben, der konstant am Expandieren ist und viele Tochterunternehmen als weitere Kunden hervorgebrachte, wäre ich womöglich heute nicht in der Lage mich selbstständig zu finanzieren. Tatsächlich hat die freiberufliche Tätigkeit mir aber auch viele Jobaussichten ermöglicht, da man automatisch Kontakte zu Agenturen entwickelt, die im besten Falle meine Arbeit wertschätzten, wodurch sich auch viele Jobangebote ergaben. Bisher habe ich diese Jobsicherheit allerdings immer zugunsten der Freiheit als Selbstständiger abgelehnt, meist jedoch mit leichten Bauchschmerzen.

 

Welchen Rat würden Sie neuen Studierenden geben?

Ich habe damals die ersten Projektwochen nicht wertgeschätzt. Ich empfand sie als zu arbeitsintensiv und ich hatte auch zunächst wenig Lust, mit anderen Fachrichtungen zu arbeiten. Im Laufe der Jahre jedoch habe ich gelernt, dass sie ein Quell der Erfahrung sein können und an reale Projekte näher heranreichen, als ein normales Hochschulseminar es jemals könnte. Ähnlich verhielt es sich mit extrakurrikularen Aktivitäten. Meine Zeit im AStA möchte ich nicht missen, auch wenn ich dort nur unfreiwillig gelandet bin.

Welche Eigenschaften sollten Studierende aus Ihrem Studiengang haben?

Gute Gestaltung, sei es auf technischer oder kreativer Ebene, lässt sich eigentlich nur durch konstantes Üben erreichen. Zumindest bei mir persönlich ist jedes Projekt ein wenig gelungener als das davor. Daher wird es problematisch, wenn ein Studierender nur das Minimum an Arbeit verrichten möchte. Ein gewisser Ehrgeiz und Arbeitswille, auch über den Workload innerhalb der Hochschule hinaus, werden definitiv benötigt. Wer anderen Studierenden der HMKW in den sozialen Medien folgt, kann denjenigen, die sehr regelmäßig neue Arbeiten präsentieren, konstant dabei zusehen, wie sie immer besser werden.

Vielen Dank für das Gespräch und die spannenden Einblicke in Ihr Berufsleben. Weiterhin alles Gute und viel Erfolg!