Spinnen im Klo and Other Stories: Meine Reise durch Oz

Katharina Malena Krause (22) studiert B.A. Journalismus und Unternehmenskommunikation an der HMKW Berlin. Das Wintersemester 2016/17 verbrachte sie in Australien. Hier berichtet sie von ihren Erlebnissen und empfiehlt die unvergessliche Erfahrung Auslandssemester allen Studierenden. 

Samstag, sechs Uhr morgens. Ich stehe beim Fitnessstudio der Murdoch University in Perth auf der Matte – und es ist zu. „Lasst mich rein!“, rufe ich stumm, presse meine Nase gegen die geschlossene Glastür und stiere in die Dunkelheit. Am Wochenende ist hier erst ab neun Uhr auf, hatte ich natürlich schon wieder vergessen ... Glaube es ja wohl nicht. Da quält man sich um halb sechs aus dem Bett, und dann sowas. „Ich lebe den Fitness Lifestyle“, höre ich meine Kollegen in Deutschland mich nachäffen und gehe genervt zurück zu meiner Wohnung im Student Village. 

Auf dem Weg kollidiere ich fast mit einem riesigen, schwarzen Papagei. Hier gibt es Tiere und Pflanzen, die gibt’s gar nicht. Und auch sonst hatte Australien viel Interessantes zu bieten ...

Bewerbung & Finanzierung

Als ich mich Anfang des vergangenen Jahres dazu entschloss, ein Auslandssemester zu absolvieren, hatte ich wirklich nicht den Hauch einer Ahnung, was mich dort unten, im Land von Fleischpastete und Vegemite, erwarten würde.

Auch wenn es nicht zwingend erforderlich ist, war es eigentlich immer mein Plan, ein Semester im Ausland zu absolvieren, und das vierte, ein Jahr vor dem Bachelorabschluss, erschien mir zeitlich ideal.

Der gesamte Prozess hat knapp vier Monate gedauert. Sich wirklich frühzeitig zu bewerben ist also sehr wichtig.

Über IEC Online, einer kostenlosen Auslandsstudienberatung mit Sitz in Berlin, habe ich mich im Februar 2015 also als sogenannter „free mover“ bei der Murdoch University in Perth, Western Australia, beworben. „Free mover“, weil ich mich nicht bei einer Partneruni der HMKW beworben, sondern mich „frei“ für eine Universität in Übersee entschieden habe, die mir zusagte. Ausgerechnet Perth in Australien sollte es sein, da ich dort Verwandtschaft habe und es abgesehen vom Mond ja quasi nicht mehr weiter weg ging – was mir zu diesem Zeitpunkt äußerst reizvoll erschien. :-)

IEC hat mir bei der Zusammenstellung meiner Bewerbung geholfen und der gesamte Prozess, von der Zusage der Uni, über Visum bis hin zum Platz im Student Village, hat knapp vier Monate gedauert. Sich wirklich frühzeitig zu bewerben ist also sehr wichtig.

Zudem hatte ich das Glück, von der HMKW durch das PROMOS Stipendium des DAAD gefördert zu werden. Für das PROMOS Stipendium können sich Studierende direkt über das International Office der HMKW für eine Förderung eines außereuropäischen Auslandssemesters oder -praktikums bewerben.

Neben der Förderung durch PROMOS habe ich private Ersparnisse und einen Kredit der Deutschen Bildung genutzt, um mein Auslandssemester zu finanzieren.

Semesteraufbau in Australien

Die Semester in Australien starten und enden früher und so fand ich mich bereits Mitte Juli am Flughafen Berlin-Tegel wieder, um mich auf den Weg auf die andere Seite zu machen. Nach einer Einführungswoche begann am 1. August das Wintersemester.

Ich belegte insgesamt 3 Kurse (Units), was mir umgerechnet 20 deutsche Credits einbrachte. Jede Unit wurde noch einmal in „Lecture“ (reguläre Vorlesung) und „Tutorials“ (kleine Gruppen à knapp 20 Leute) unterteilt. Besonders letztere waren sehr interessant und praktisch ausgelegt, womit ich als HMKW-Studentin ja bereits vertraut war. Andere deutsche Austauschstudierende, die zuhause staatliche Universitäten besuchen, kamen damit allerdings weniger zurecht („Hier muss man sich melden? Also damit komm ich ja gar nicht klar, ne.“). Auch die Benotung erfolgt in Australien anders – Klausuren und Hausarbeiten sind nicht erst am Ende des Halbjahres fällig, sondern müssen verteilt über das ganze Semester immer mal wieder abgegeben werden. (Ja. Es sind mehrere Hausarbeiten. Und mehrere Klausuren. In jedem Kurs.)

Tutorials waren sehr interessant und praktisch ausgelegt, womit ich als HMKW-Studentin ja bereits vertraut war.

Wie oben erwähnt, sind die Semester in Australien kürzer und dazu in sich unterteilt. So folgt auf drei Wochen Vorlesungszeit stets eine Woche „Study Break“. Über einen Semesterzeitraum von vier Monaten macht das insgesamt drei Breaks und knapp zehn Wochen Unterricht. Die Semesterwochen werden durchnummeriert und die Fälligkeit von Essays oder Klausuren wird von den Dozenten nie mit konkreten Daten angegeben. Stattdessen steht im Unit Guide beispielsweise: „Essay Due: Week 7“, ohne Wochentag. So fand ich mich kurz nach Beginn des Semesters relativ verwirrt vor meinem Kalender wieder und versuchte verzweifelt herauszufinden, was ich wann abgeben müsste.

Tipp am Rande: Die Study-Break-Wochen werden in der Nummerierung nicht berücksichtigt – und es ist wirklich sehr schade, wenn man das erst dann bemerkt, wenn man grade glaubte, alle Daten korrekt herausgeschrieben zu haben.

Kurzum kann man sagen: Zusammen mit der Hausarbeit im Fach Radio-Journalismus an der HMKW, die ich beim lieben Prof. Dr. Köhler noch abgeben musste, war mir – nun ja – nicht langweilig.

Wohnen, Leben, Reisen

Ich hatte schon vor meinem Auslandssemester ein relativ inniges Verhältnis zu meiner Berliner Wohnung. Dies wurde nach meinem Aufenthalt im Student Village der Murdoch Uni jedoch noch einmal gestärkt. Ich sag es mal so: Die Zimmer sind dunkel. Ziemlich dunkel. Und nicht groß.

Wer die Möglichkeit hat, sollte sich lieber ein WG-Zimmer in der Umgebung suchen. Das ist günstiger und mit ziemlicher Sicherheit auch sauberer. Allerdings ist es natürlich sehr praktisch, direkt neben dem Campus zu wohnen, und um schnell Kontakte zu knüpfen. Doch auch in den Kursen lernt man schnell Leute kennen, sofern man offen ist und sich nicht scheut, mal den ersten Schritt zu gehen.

Die erwähnten Study Breaks nutzten meine Freunde und ich zum gemeinsamen Reisen. So besuchten wir unter anderem für einige Tage Sydney. Lasst es Euch hier auf keinen Fall entgehen, eine Vorstellung im Opera House zu besuchen (für ein Ticket zahlt man zwar mit seiner Seele, das Geld und das Erlebnis ist es aber wirklich wert). In Brisbane, wo wir Steve Irwins berühmten „Australia Zoo“ besuchten, kamen wir dann auch endlich zum typischen und langersehnten Foto mit Koala. Generell schien die Belästigung diverser Tiere über das gesamte halbe Jahr hinweg kein Ende zu nehmen und so ließ ich es mir natürlich auch nicht entgehen, den handzahmen Kängurus in diversen Nationalparks nachzustellen.

Kosten, Kaffee & Tiere

Zu den Preisen im Land Down Under: Alles – egal ob Essen, Kleidung oder Kaffee – wirklich alles ist einfach unfassbar teuer. 500 Gramm Nüsse kosten schlanke $16. Echtes Brot – nicht zu finden. Tiefkühlpizza hingegen en masse. Wer sich halbwegs gesund ernähren möchte, muss wirklich einiges auf den Tisch legen. Ein Kaffee auf dem Campus kostet die armen Studierenden $4,10. Ein Preis, den ich nach zwei Wochen Dauerkoma jedoch in Kauf nahm.

Wer schon einmal in Australien war, kam sicher auch nicht umhin, im Supermarkt über die hier sehr berühmten und einmalig süßen „TimTams“ zu stolpern. Ich möchte mal behaupten, sie werden das Leben von jedem verändern, der sie probiert. Sie sind wundervoll.

Aber selbst bei mir als größtem Schokoladen-Fan auf dem Planeten Erde waren es natürlich nicht die Süßigkeiten, die bei mir die größten bleibenden Eindrücke hinterließen:

Vielmehr waren es die Tiere, die ich noch nie in meinem Leben in freier Wildbahn gesehen hatte (wie die riesige Spinne, die ich direkt am ersten Tag im Klo erblickte und tollkühn hinunterspülte, rest in peace). Es waren die vielen internationalen Freundschaften, die ich knüpfen, und die Orte, die ich besuchen durfte.

Fazit

Mein halbes Jahr in Australien war ein unvergessliches und, neben ein paar kleineren Zwischenfällen, durchweg positives Erlebnis.

Ich kann es jedem nur wärmstens ans Herz legen, sich die Mühen zu machen und ein Semester im Ausland zu organisieren. Nicht nur sieht es gut auf dem Lebenslauf aus, auch lernt man in kürzester Zeit so viel über sich selbst, wie man es zuhause in seiner alltäglichen Umgebung vielleicht nie getan hätte. Auch in puncto Selbst- und Zeitmanagement ist man nach seinem Studium im Ausland auf jeden Fall um einiges bewanderter.

Ein unvergessliches Erlebnis ... Die Zeit im Ausland macht euch aufgeschlossener, verantwortungsbewusster und erwachsener ... Ihr lernt euch selbst kennen. 

Die Zeit in einem anderen Land, mit einer anderen Sprache und mit täglich neuen Herausforderungen macht euch aufgeschlossener, verantwortungsbewusster und am Ende erwachsener.

Ihr lernt nicht nur einen anderen Teil der Welt, eine andere Kultur und ein anderes Studiensystem, sondern auch euch selbst kennen.