Begonnen habe alles mit einem Studierenden-Job – dreimal pro Woche – im Nachrichtenticker-Raum, erinnerte sich Jan Hofer, als er auf seine Karriere zurückblickte. Nach dem BWL-Studium habe er dann in Köln sein Volontariat bei der Deutschen Welle, dem Deutschlandfunk und dem WDR absolviert. Und sein Karrierestart als Moderator vor dem Mikrofon? Der habe sich ganz plötzlich ergeben, als ein Hörfunk-Kollege beim Regionalmagazin des Saarländischen Rundfunks ausgefallen sei. „Ich habe gezittert“, gab Jan Hofer die Anspannung zu. 1985 folgte der Wechsel zur Tagesschau, deren Chefsprecher er 2004 wurde. Nach seinem Ausscheiden im Dezember 2020 habe er sich einfach zu jung gefühlt, um aufzuhören. Im Juni des vergangenen Jahres begannen schließlich die Vorbereitungen für das neue Nachrichtenformat RTL Direkt, das er seit Mitte August 2021 im Wechsel mit Pinar Atalay moderiert.
In der neuen Funktion trage er auch journalistische Verantwortung, sagte Jan Hofer. Die Herausforderung bestehe darin, Themen leicht verständlich zu präsentieren. Beim kommerziellen Unternehmen RTL gelte die vom ehemaligen Geschäftsführer Helmut Thoma ausgegebene Devise, der Köder müsse dem Fisch und nicht dem Angler schmecken. Es gehe natürlich auch darum, hohe Marktanteile zu erreichen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten gelinge dies inzwischen immer häufiger. Jan Hofer berichtete von der Vorgabe, zweistellige Marktanteile zu erzielen, von bis zu 4,8 Millionen Zuschauer:innen und davon, die ARD-Tagesthemen an vielen Tagen bereits „überholt“ zu haben.
Blick auf die Medienzukunft
Auf Fragen, wie er die aktuelle Medienentwicklung einschätze, reagierte Jan Hofer mit großem Optimismus, aber auch mit einigen skeptischen Perspektiven. Zwar verliere das lineare Fernsehen an Reichweite und Bedeutung. Dennoch bleibe das TV-Handwerk weiterhin gefragt. Schließlich würden die meisten Streaming-Inhalte längst genauso produziert wie klassisches Fernsehen. Wer ein breites Publikum erreichen wolle, dürfe auch moderne Plattformen wie TikTok nicht scheuen und müsse die Sprache der jungen Leute sprechen, sagte Jan Hofer, der für die Tagesschau schon 2019 bei TikTok zu sehen war. Influencer hingegen machten ihm „ein bisschen Sorgen“. Grund dafür sei die starke Kommerzialisierung der Branche, die dazu führe, dass Unternehmen in ihren Briefings strikte Vorgaben machten. Kritik übte Jan Hofer außerdem daran, dass Nachwuchstalente in vielen Unternehmen nur Zeit- oder freie Verträge erhalten, gering bezahlt und deshalb oft auch „ausgenutzt“ würden. Karrierewege wie sein eigener seien heute kaum noch möglich. Außer einem Volontariat benötigten Berufseinsteiger:innen auch gezielte Förderung.