Exkursion zur Justizvollzugsanstalt für Frauen

Am 18. April besuchten Studierende der HMKW Berlin die Justizvollzugsanstalt für Frauen in Berlin-Lichtenberg. 

Die Berliner Senatsverwaltung und das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf, die im Januar zur Projektwoche mit der HMKW kooperierten, hatten die Gewinnerteams zu einer spannenden Führung durch die JVA eingeladen. Die Studierenden konnten die Räumlichkeiten der Justizvollzugsanstalt besichtigen, mitsamt Zellen, Besucherbereich, Aufenthaltsräumen mit Bibliothek und der Gärtnerei.

Bereits vor dem Betreten der Anstalt musste sich so mancher von seinen „Frauenknast-Klischees“ und Eindrücken von Serien wie Orange Is The New Black verabschieden. Ohne einschüchternde Mauern, Wachtürme und Stacheldraht ist der Hauptstandort der JVA für Frauen in Berlin recht unscheinbar mitten in einem Wohnviertel an der Frankfurter Allee gelegen. Es sollte nicht die letzte Überraschung bleiben.

Vor Ort gab Sandra Rodrigues Silva vom Sozialdienst der Anstalt eine Einführung in den Alltag im geschlossenen Vollzug. So gehen die inhaftierten Frauen beispielsweise in der Gärtnerei im Innenhof einer geregelten Arbeit nach und werden dafür entlohnt. Von diesem „Taschengeld“ können sie sich aus einem Katalog Waren bestellen, zusätzliche Fernsehsender freischalten oder telefonieren. In der Freizeit stehen verschiedene Kursangebote wie Yoga zur Wahl. In den Gemeinschaftsräumen gibt es eine frei nutzbare Küche. Ein Fokus der JVA liegt auf Resozialisierung und Bildung, so beispielsweise auf Alphabetisierung. Die Frauen leben in Einzelzimmern und tragen zivile Kleidung. 

Die JVA für Frauen hat in Berlin an vier Standorten ca. 200 Insassinnen, hier am Hauptstandort in Lichtenberg sind es 100. Die Delikte reichen von unbezahlten Geldstrafen bis zu Totschlag, mit kurzen Haftstrafen bis hin zu lebenslänglichen Urteilen. Ähnlich wie in Anstalten für Männer gibt es eine Hierarchie, die zum einen von der Herkunft als auch von der Straftat abhängt. Sexualstraftaten und Kindesmissbrauch sind dabei ganz unten angesiedelt.

Begleitet wurden die Studierenden von Prof. Dr. Markus ZienerProf. Dr. Ronald Freytag und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Daniel Lehmann, die die Gruppen während der Projektwoche bei ihren erfolgreichen Konzepten betreut haben. 

Besonders beeindruckt war Daniel Lehmann von der freundlichen Atmosphäre in der JVA. „Die Frauen sind für die Gestaltung der Flure und Gemeinschaftsräume selbst verantwortlich. Alle Bilder, die wir gesehen haben, wurden von Inhaftierten gezeichnet.“ Anders als in der JVA Großbeeren, in der Studierende der HMKW das Radioprojekt „Prison Beat“ mit aufgebaut haben, habe man hier nicht permanent das Gefühl eingesperrt zu sein.