Vom Studium zum Job mit positivem Impact

Die frisch verabschiedete Absolventin Romy Winter hat an der HMKW B.A. Journalismus und Unternehmenskommunikation sowie M.A. Public Relations und Digitales Marketing studiert. Nun ist sie in ihren ersten Vollzeitjob in der politischen Kommunikation gestartet. Von Studium und Berufseinstieg erzählt die Graduierungsfeier-Rednerin im Interview.

Foto von Romy Winter mit und ohne Doktorhut. Foto von privat.

Die Luxemburgerin Romy Winter hat ihre Bachelor- und Master-Abschlüsse an der HMKW gemacht.

Liebe Romy, Du hattest vor Kurzem deine Graduierungsfeier – herzlichen Glückwunsch zum Studienabschluss im Master of Arts in Public Relations und Digitales Marketing! Welchem Thema hast Du Deine Masterarbeit gewidmet?

Vielen Dank! Meine Arbeit trägt den Titel „Die Klimakrise als Gegenstand politischer Kommunikation“. Ich vergleiche darin die Social-Media-Kommunikation der Spitzenkandidat:innen vor und nach der Bundestagswahl 2021 in einer Inhaltsanalyse.

Warum hast Du Dich für ein Thema mit Bezug zur Klimakrise entschieden?

Meine erste Fridays-for-Future-Demo hat in mir den Impuls ausgelöst, mich in Richtung eines Jobs mit positivem Impact zu orientieren. In dem Zusammenhang haben mich auch inhaltliche Aspekte aus dem Studium geprägt: Da denke ich zuerst an die Modulinhalte rund um PR-Ethik bei Prof. Kurp sowie die zur CSR-Kommunikation bei Prof. Tebrake (CSR steht für Corporate Social Responsibility, Anm. d. Redaktion). Angebote außerhalb der „normalen Vorlesungen“ haben diese Themen nochmal vertieft. Besonders spannend fand ich den Gastvortrag vom Vorsitzenden des Deutschen Rats für Public Relations, Prof. Lars Rademacher, in einem Modul von Prof. Besson – da ging es unter anderem um die Auseinandersetzung mit den ethischen Rahmenbedingungen für Wissenschafts-PR. Aber auch in den Ringvorlesungen rund um das Thema ökologische Transformation wurden immer wieder interessante Impulse gesetzt.

„Die Klimakommunikation stellt uns Kommunikator:innen vor ganz besondere Herausforderungen. Die Klimakrise ist wahnsinnig komplex und vielschichtig, sie muss langfristig gedacht werden und sie steht in ständiger Konkurrenz zu anderen Krisen.“

Je länger ich mich mit dem Thema beschäftige, desto mehr wird mir klar: Die Klimakommunikation stellt uns Kommunikator:innen vor ganz besondere Herausforderungen. Die Klimakrise ist wahnsinnig komplex und vielschichtig, sie muss langfristig gedacht werden und sie steht in ständiger Konkurrenz zu anderen Krisen. Leider habe ich den Eindruck, dass dieses Thema, das uns eigentlich alle angeht, in der breiten Öffentlichkeit zu wenig Gehör findet bzw. dort nicht konstruktiv diskutiert wird.

In meiner Masterarbeit habe ich festgestellt, dass die Klima-Thematik von Politiker:innen sehr abstrakt vermittelt wird: Es wird beispielsweise von „2 Grad Erderwärmung“ gesprochen, ohne zu sagen, was das konkret für unser Leben bedeutet. Es wird teilweise so getan, als würde das Problem in der Zukunft liegen und man könnte es noch gänzlich abwenden – mir fehlt da die kommunikative Auseinandersetzung mit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Außerdem wird die Debatte von Narrativen geprägt, die alles andere als zielführend sind. Dazu gehört zum Beispiel, wenn der Eindruck erweckt wird, Klimaschutz würde Freiheit und Wohlstand einschränken. Im Gegenteil geht es, meiner Meinung nach, beim Klimaschutz genau darum, Freiheit – auch für zukünftige Generationen – zu bewahren und Wohlstand langfristig zu sichern.

„Es ist super wichtig, alle kommunikativ mitzunehmen, indem wir eine wissenschaftsbasierte, ungeschönt ehrliche, aber auch an individuelle Lebensrealitäten angepasste Debatte führen. [...] Demokratie funktioniert nur mit Kommunikation.“

Auf einer psychologischen Ebene ist es total nachvollziehbar, dass erstmal eine Abwehrhaltung entsteht, wenn es heißt, „wir müssen Dinge jetzt anders machen.“ Wir Menschen mögen keine Veränderung – aber die braucht es jetzt. Deswegen ist es super wichtig, alle kommunikativ mitzunehmen, indem wir eine wissenschaftsbasierte, ungeschönt ehrliche, aber auch an individuelle Lebensrealitäten angepasste Debatte führen. Bei der Klimakrise sowie auch bei anderen gesellschaftspolitischen Themen. Demokratie funktioniert nur mit Kommunikation.


Neben diesem inhaltlichen Schwerpunkt: Welche „handwerklichen“ Themen fandest Du im Studium besonders spannend?

Im Bachelor sowie im Master auf jeden Fall die Praxisprojekte. Die Motivation ist einfach nochmal eine andere, wenn der echte Kunde vor einem steht – deswegen sind mir die Kooperationen mit der Mediengruppe RTL, der Koelnmesse und der Lebenshilfe Bonn als Highlights im Gedächtnis geblieben. Im Laufe des Studiums habe ich auch meine Leidenschaft für das wissenschaftliche Arbeiten entdeckt – deshalb gehörten auch Journalismus-Forschung bei Prof. Artsiomenka und angewandte PR-Forschungsmethoden bei Prof. Besson zu meinen Lieblingsmodulen.

„Generell finde ich es an der HMKW toll, dass man diesen individuellen Austausch mit den Dozent:innen und Professor:innen hat – ich habe es sehr geschätzt, immer Menschen um mich herum zu haben, die mich auf der einen Seite konstruktiv kritisieren und mir auf der anderen Seite auch immer wieder meine Stärken vor Augen führen.“

Im Master-Studium hat mir auch das PR-Lab bei Dozentin Katja Kreutzer, bei dem man praktisch Selbstpräsentation übt und Kameratraining macht, besonders gut gefallen. Sie hat sich sehr viel Zeit genommen, um jedem einzeln Feedback zu geben. Generell finde ich es an der HMKW toll, dass man diesen individuellen Austausch mit den Dozent:innen und Professor:innen hat – ich habe es sehr geschätzt, immer Menschen um mich herum zu haben, die mich auf der einen Seite konstruktiv kritisieren und mir auf der anderen Seite auch immer wieder meine Stärken vor Augen führen.

Wie eben erwähnt, hast Du ja bereits Deinen grundständigen Abschluss im Studiengang B.A. Journalismus und Unternehmenskommunikation an der HMKW gemacht. Wie haben sich Deine Interessen im Laufe des Studiums entwickelt?

Seit meinem 10. Lebensjahr wollte ich Journalistin werden und aus diesem Grund bin ich mit 19 dann auch hier an der Hochschule gelandet. Nach und nach hat sich mein Interessensschwerpunkt jedoch innerhalb des Studiengangs verlagert – aber weniger in Richtung Unternehmenskommunikation als eher in den Bereich Non-Profit-Kommunikation. Social Media als neues Berufsfeld hat meine Entwicklung außerdem beeinflusst. Ein Jahr nach Studienbeginn habe ich selbst einen Blog gestartet, „Mein digitales Wohnzimmer“. Hier setze ich mich unter anderem mit den Themenbereichen Nachhaltigkeit, Politik, Medien, Produktivität, Studium und Persönlichkeitsentwicklung auseinander. So konnte ich das redaktionelle Arbeiten üben, wodurch sich mein Schreibstil über die Jahre deutlich verbessert hat – auch ganz zur Freude meiner Dozent:innen, glaub ich.


Wie geht es jetzt für Deinen Blog, aber vor allem für Dich weiter?

Das Studium und das Leben als Studentin waren ein wichtiger Themenschwerpunkt auf meinem Blog – der fällt jetzt natürlich weg. Ich werde den Blog trotzdem weiterhin nutzen, um meine Erfahrungen und Gedanken zu teilen. Dann wahrscheinlich eher zu beruflichen Themen, zum Arbeitsleben usw. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich mich damals für den Namen „mein digitales Wohnzimmer“ entschieden habe und deshalb nicht an ein Thema gebunden bin – so kann der Blog sich mit mir mit entwickeln.

„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass beide Seiten davon profitieren, wenn Forschung und Praxis zusammen gedacht werden.“

Für mich persönlich hat Anfang September ein wichtiger neuer Lebensabschnitt begonnen: Mein erster Vollzeitjob. Ich arbeite jetzt bei der Agentur „neues handeln“ in Köln und berate Ministerien und NRO (Nicht-Regierungsorganisationen, englisch NGOs) zu Nachhaltigkeits-, Digitalisierungs- und Gesundheitsthemen. Schon in den ersten Wochen habe ich gemerkt: Das ist mein absoluter Traumjob. Langfristig kann ich mir aber sehr gut vorstellen, dass es mich irgendwann nebenbei wieder in die Wissenschaft zieht und ich diese Welt mit der Agenturwelt verknüpfe. Ich bin da sehr froh, dass es mittlerweile flexible Arbeitsmodelle gibt, die das ermöglichen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass beide Seiten davon profitieren, wenn Forschung und Praxis zusammen gedacht werden. Deswegen, mal schauen, was noch so kommt… Gerade bin ich sehr glücklich: Ich habe nicht nur bei der Hochschul- , sondern dann auch bei der Berufswahl eine sehr gute Entscheidung getroffen!

Hast Du zum Abschluss noch einen Tipp mit Blick auf den Berufseinstieg?

„Meiner Meinung nach ist es beim Berufseinstieg wichtig, dass man weiß, wofür man steht, und dass man sich dann auch bei Unternehmen bewirbt, deren Visionen und Werte mit den eigenen übereinstimmen.“

Die Unternehmen interessiert meiner Erfahrung nach vor allem die Praxiserfahrung. Deswegen kann ich jedem nur empfehlen, diese während des Studiums durch Praktika oder Nebenjobs zu sammeln. Mein Pflichtpraktikum, das ich im Influencer Marketing absolviert habe, meine freiberufliche Tätigkeit als Social-Media-Beraterin sowie die redaktionelle Erfahrung durch meinen Blog haben mir auf jeden Fall geholfen. Die Noten sind da wirklich nebensächlich – bis heute hat mich niemand nach meinem Masterzeugnis gefragt. Punkten kann man jedoch mit einem Masterarbeitsthema, was auf das eigene berufliche Ziel zugeschnitten ist – das hat bei mir perfekt gepasst. Darüber hinaus ist es beim Berufseinstieg, meiner Meinung nach, auch wichtig, dass man weiß, wofür man selber steht und dass man sich dann auch bei Unternehmen bewirbt, deren Visionen und Werte mit den eigenen übereinstimmen. Ich glaube, nichts ist überzeugender, als wenn man wirklich für ein Thema brennt!

Liebe Romy, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Deine Zukunft!