Wie die große sozial-ökologische Transformation gelingen kann

Mit der vierten und letzten HMKW-Ringvorlesungsausgabe in diesem Semester wurde ein weiteres hochrelevantes wie vielschichtiges Thema behandelt: Der BUND-Bundesvorsitzende Olaf Bandt referierte über die technologischen, ökonomischen sowie sozio-kulturellen Herausforderungen der mit Blick auf den Klimawandel notwendigen Transformation in exemplarischen Industrien und Bereichen.

Der BUND-Bundesvorsitzende war Gastreferent der vierten und letzten Transformation-Ringvorlesung im Sommersemester 2022.

Der BUND-Bundesvorsitzende war Gastreferent der vierten und letzten Transformation-Ringvorlesung im Sommersemester 2022.

Kurz vor Ende der Vorlesungszeit im Sommersemester fand unter dem Titel „Wie die große sozial-ökologische Transformation gelingt“ noch einmal ein Highlight der diessemestrigen HMKW-Ringvorlesungsreihe „Transformation in Medien, Kommunikation und Wirtschaft“ statt. Olaf Bandt, Bundesvorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), war durch Psychologie-Fachbereichsleiter Prof. Dr. Dominik Schwarzinger für einen Gastvortrag via Zoom gewonnen worden, an dem standortübergreifend HMKW-Studierende wie -Lehrende teilnehmen konnten. Nach einem Grußwort von Hochschulkanzler Prof. Dr. Ronald Freytag übernahm Prof. Dr. Matthias Kurp (Kölner Co-Fachbereichsleiter Journalismus und Kommunikation) die Moderation der Online-Veranstaltung.


Notwendige Transformationsschritte in Ökologie und Technologie und deren Herausforderungen

Auf Grundlage bekannter Transformationsstudien und der darum kreisenden politischen Debatten stellte der studierte Umweltingenieur mehrere kritische Bereiche in Industrie und Lebenswelt – Energiebedarf, Stahlindustrie, Mobilität, Gebäudewirtschaft – vor, denen zur Einhaltung des UN-Klimaziels besonders große Veränderungsprozesse bevorstehen dürften, um das 1,5-Grad-Ziel der Vereinten Nationen bis 2040 nicht zu verfehlen.

Damit gehen nicht nur ein hoher Kraftaufwand beziehungsweise Investitionsbedarf für Unternehmen sowie der Bedarf an staatlicher Regulierung einher. Die Transformation bringt auch große sozio-kulturelle Herausforderungen mit sich. Etwa an den Standorten und in den Regionen, in denen bestimmte Wirtschaftszweige viele Arbeitsplätze geschaffen haben, die künftig aus Gründen von Energiewende und Klimaschutz nicht mehr gefragt sein sollen. Herausforderungen nannte Bandt auch für den Bereich der energetischen Gebäudesanierung, deren Durchführung nicht nur mit Aufwand für die Vermieter:innen verbunden ist, sondern die für Mieter:innen teils deutliche Erhöhungen von Mietkosten bedeutet.


Die Hebel des Gelingens

Doch erfreulicherweise gibt es technologische, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Entwicklungen, Ideen und Ansätze, die der BUND-Bundesvorsitzende als „Hebel des Gelingens“ bezeichnete. Als prominentes Beispiel für eine technologische Komponente nannte er grünen Wasserstoff. Dieser „Champagner der Energiewende“ sei aufwändig zu produzieren, erfordere sehr viel „grünen Strom“ und sollte daher für die emissionseffizientesten Anwendungsbereiche genutzt werden. Dies festzulegen, müsse Aufgabe der Politik sein. Schon jetzt gebe es eine Diskussion darüber, wo der grüne Wasserstoff eingesetzt werden soll.

Zur Maßnahme der energetischen Gebäudesanierung einschließlich Wärmedämmung und Elektrifizierung der Heizung präsentierte Olaf Bandt mit der sogenannten Warmmietneutralität ein Konzept für eine sozial verträgliche Transformation im Gebäudesektor.

Neben beziehungsweise in Kombination mit einer grundsätzlich erforderlichen Energiebedarfssenkung sieht Bandt in dem Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) einen Königsweg. Doch auch diese scheinen umstritten – man denke nur an den Protest gegen neue Windräder und Windkraftanlagen.

Wie teilweise bereits in vergangenen Ringvorlesungsbeiträgen, etwa von Prof. Dr. Florian Kaiser (Universität Magdeburg) oder Prof. Dr. Gerhard Prätorius (TU Braunschweig), dargelegt, bestimmen konträre Standpunkte die öffentlichen Debatten, tut sich Politik schwer mit kontrovers diskutierten Lösungsansätzen und sind transparente Kommunikation, Umstiegs- und Unterstützungsangebote sowie Beteiligung der Bürger:innen und Arbeitnehmer:innen – Stichwort Energy Sharing beim EE-Ausbau oder Transformationstarifverträge – unverzichtbare Gestaltungswerkzeuge, wenn die Transformation erfolgreich gelingen soll, ohne tiefe gesellschaftliche Brüche zu riskieren.

Olaf Bandt stellte anhand mehrerer konkreter Beispiele die Rolle des BUND als Nichtregierungsorganisation und Mittler zwischen Politik, Sozialverbänden und Gewerkschaften sowie manchen Wirtschaftsverbänden dar, der Lösungen für Zielkonflikte sozialer Natur mitgestaltet.


Ein vielschichtiges Thema

In seinem Beitrag zur HMKW-Ringvorlesung erläuterte Olaf Bandt notwendige Schritte und mögliche Lösungen für bestimmte Wirtschafts- und Lebensbereiche für die Erreichung des UN-Klimaziels sowie Mittel und Wege zu deren erfolgreicher, sozial verträglicher Umsetzung. Auch die Beteiligung durch Studierende und Lehrende war konstruktiv und aufschlussreich – und beleuchtete viele weitere Aspekte des vielschichtigen Transformationsthemas. Der Fachkräftemangel, die Idee des Klimagelds oder der Umgang mit den Folgen des Klimawandels waren einige der Themen, die nur noch angerissen werden konnten.

Unser herzlicher Dank geht an Herrn Olaf Bandt für den spannenden Vortrag und die zusätzliche Gesprächszeit, an die Organisator:innen des Vorlesungsformats sowie an das interessierte Publikum!