Engagiertes Grafikdesign mit Social Impact: Absolventin Nadin Reichbodt im Interview

Design, das Einfluss auf die Gesellschaft nimmt: Nadin Reichbodt hat in ihrer Bachelorarbeit eine Kampagne entwickelt, die auf die Lage obdachloser Menschen aufmerksam machen soll. Im Interview hat sie uns u.a. erzählt, warum sie dieses Thema besonders gereizt hat sowie welche besonderen Erfahrungen sie aus ihrem Studium an der HMKW Berlin ins Berufsleben mitnimmt.

Was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an die HMKW denken?

Wenn ich an die HMKW denke, blicke ich zurück auf ein Studium, bei welchem ich nicht nur unglaublich viel gelernt habe, sondern auch wertvolle Erfahrungen für die Zukunft sammeln konnte. Es war eine sehr schöne Zeit, aber zugleich auch super schnell wieder vorbei - also genießt die Zeit!

Warum haben Sie sich für den Studiengang "B.A. Grafikdesign und Visuelle Kommunikation" entschieden? Und warum haben Sie sich für die HMKW Berlin entschieden?

Für die Wahl des Studiengangs war es mir vor allem wichtig, dass so viele Bereiche wie möglich abgedeckt werden, welche mich interessieren, und ich mich ausprobieren kann. In diesem Fall umfasst dieser Studiengang alle Bereiche, d.h. angefangen von Fotografie, Film und Layout bis hin zu App-Design oder Grafik im öffentlichen Raum, um nur einige zu nennen.

Für die HMKW habe ich mich entschieden, da ich vor allem darauf Wert lege, dass man persönlich gefordert und gefördert wird, was in einem überfüllten Hörsaal in einer Universität nicht der Fall gewesen wäre. Hier arbeitet man in kleinen Klassen zusammen, wo der Dozent auch individuell auf dich und deine Interessen eingehen kann. Zudem war mir vor allem wichtig, dass mein Studiengang ein Praxissemester beinhaltet, d.h. hier ein Semester für ein Praktikum in einer Agentur. Ich konnte hier so wertvolle Erfahrungen sammeln und finde es vor allem für dieses Berufsfeld enorm wichtig Praxiserfahrung zu sammeln. Theorie und Praxis sind einfach nicht zu vergleichen!

Konnten Sie zuvor bereits weitere Berufserfahrungen sammeln, von denen Sie uns gerne berichten würden?

Vor meinem Studium habe ich eine Bankausbildung gemacht, da ich nach meinem Abitur noch überhaupt nicht wusste, was ich später gerne einmal machen möchte. Eine kaufmännische Ausbildung kam mir zu dieser Zeit richtig vor. Hier konnte ich wertvolle Erfahrungen und Wissen sammeln, auf die ich aus heutiger Sicht auch nicht verzichten würde. Rückblickend wäre es natürlich sinnvoller gewesen, gleich etwas in die Designrichtung zu studieren, aber manchmal braucht es eben seine Zeit, bis man das gefunden hat, was einem wirklich Spaß macht. Ich bin somit sehr glücklich darüber, endlich meine Richtung gefunden zu haben!

Welches Seminar/Projekt hat Ihnen bisher am besten gefallen?

Am besten hat mir die Projektwoche gefallen. In der Projektwoche vergeben „echte“ Kunden einen Auftrag, welcher innerhalb von zwei Wochen in verschiedenen Gruppen bearbeitet wird und zum Schluss vor dem Kunden gepitcht wird. Wer überzeugt, bekommt den Auftrag, was im besten Fall auch dazu führt, dass deine Idee auch wirklich umgesetzt wird. Ich fand es super spannend und interessant mit echten Kunden zusammenzuarbeiten und erste Erfahrungen zu sammeln, wie es später im richtigen Arbeitsleben abläuft.

Womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Bachelorarbeit? Wie sind Sie auf das Thema gekommen?

Thema meiner Bachelorarbeit ist Obdachlosigkeit in Deutschland. In Bezug auf mein Fachgebiet beschäftigte ich mich mit der Fragestellung, wie Kampagnen zum Thema Obdachlosigkeit die Notlagen für das Zielpublikum erfahrbar machen können, um zu mehr Engagement anzuregen. Im Fokus meiner Designarbeit steht hier die Entwicklung einer Kampagne für eine Hilfsorganisation in Berlin unter Berücksichtigung der Kommunikationsstrategie des Guerilla-Marketings. Das Thema meiner Kampagne ist „Mangelware“, d.h. der Fokus liegt auf Produkten, welche sich Obdachlose aus finanziellen Gründen nicht leisten können, diese aber zum Überleben brauchen. Die Menschen sollen diese Notlage bzw. das Gefühl, nichts zu haben, nachvollziehen können und zum Spenden angeregt werden.

 

Vor allem in Großstädten begegnen den meisten von uns fast tagtäglich Obdachlose. Viele der Obdachlosen erzählen von ihrem Leben auf der Straße, ihren Beweggründen, warum sie obdachlos geworden sind, oder auch Zukunftsplänen. So unterschiedlich die Geschichten der Betroffenen sind, haben sie eines gemeinsam: Sie werden oftmals von den Menschen ignoriert. Im Hinblick auf das Fachgebiet des Grafikdesigns hat sich mir die Frage gestellt: „Warum ist die Gleichgültigkeit gegenüber Obdachlosen von aktueller Relevanz, obwohl sie bereits Gegenstand vieler Kampagnen ist?“, weshalb ich mich für dieses Thema entschieden habe.

Wie ist das Leben in Berlin? War es einfach für Sie, sich einzuleben? Würden Sie gerne hierbleiben?

Das Leben in Berlin ist sehr vielseitig, schnelllebig und voller Möglichkeiten! Man lernt hier schnell die unterschiedlichsten Menschen kennen und kann hier wirklich alles machen, sei es die Berliner Clubkultur kennenzulernen, Ausstellungen zu besuchen oder neue Ecken zu entdecken – es wird nie langweilig! Am Anfang waren vor allem die vielen Menschen gewöhnungsbedürftig, aber ich habe mich schnell eingelebt. Für die Zukunft würde ich gerne erst einmal in Berlin bleiben, um erste Berufserfahrung zu sammeln und mein Wissen noch zu erweitern. Später würde ich aber gerne wieder in die ländliche Region, da die Großstadt auf Dauer doch nichts für mich ist.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Mein großes Ziel für die Zukunft ist eine eigene Werbeagentur zu gründen! Im Moment beschäftige ich mich mit der Frage, wie es nach dem Bachelor weitergeht. Ich würde liebend gerne noch Auslandserfahrungen - gerne in Verbindung mit einem Praktikum - sammeln und mich für ehrenamtliche Projekte engagieren. Wie genau es aber weitergeht, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

Was raten Sie Studierenden, die sich für ein Studium an der HMKW entscheiden?

So viel mitnehmen wie möglich! Findet heraus, welcher Bereich euch persönlich liegt und Spaß macht. Die Studieninhalte sind wirklich breit gefächert und ihr könnt euch in jeder Designdisziplin ausprobieren. Findet eure eigene Richtung und Passion. Ergreift Eigeninitiative und baut eure Fähigkeiten weiter aus, unabhängig von den Studieninhalten, welche euch von der Hochschule vermittelt werden. Eine gute Möglichkeit ist es sicher auch, sich einen Job als Werksstudent/in in eurem Bereich zu suchen. Und ganz wichtig: Verzweifelt nicht, wenn euch etwas vielleicht nicht so liegt. Denn dann war es noch nicht das Richtige!

Welche Eigenschaften sollten Studierende aus Ihrem Studiengang haben?

Ich würden sagen, Motivation und Begeisterung für Gestaltung und Lust etwas Neues zu lernen. Und um dies gleich vorweg zu nehmen: Ihr müsst nicht gut zeichnen können oder gleich von Beginn an schon alle Programme beherrschen - wovor ich persönlich am Anfang Angst hatte. Ihr könnt euch in allen Bereichen ausprobieren und herausfinden, was euch am meisten Spaß macht.

Und ganz wichtig: Ehrgeiz und Durchhaltevermögen! Denn, wenn ich eins gelernt habe: Gute Gestaltung braucht seine Zeit, d.h. es ist wichtig, immer wieder alles zu hinterfragen, neu zu gestalten und wenn es nicht vorangeht, auch komplett noch einmal alles umzuwerfen und von vorne zu beginnen. Konzentriert euch nicht nur auf eine Idee, sondern ändert auch einmal den Blickwinkel und habt den Anspruch an euch selbst, immer 100% zu geben.

Vielen Dank für das Gespräch und die spannenden Einblicke in Ihr Bachelorprojekt. Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg für Ihren Berufseinstieg!