Tobias Peil entfaltet seine Kreativität als Motion-Designer

Schon während seines Studiums an der HMKW in Köln und Berlin entdeckte Tobias Peil seine Liebe für das Motion Design. Im Interview berichtet er von seinem Berufseinstieg sowie verrät, welche Studieninhalte des B.A. Grafikdesign und Visuelle Kommunikation ihm in seinem bisherigen Werdegang besonders weitergeholfen haben.

Alumni Tobias Peil ist als Motion-Designer bei der Berliner Digitalagentur Aleks&Shantu tätig.

Alumni Tobias Peil ist als Motion-Designer bei der Berliner Digitalagentur Aleks&Shantu tätig.

Was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an die HMKW denken?

Ich denke bei der HMKW rückblickend an eine kleine Hochschule, die ein unterstützendes Netzwerk und enge Beziehungen zwischen Studierenden und Lehrenden bietet. Davon kann man langfristig profitieren.

Sie haben den Studiengang Grafikdesign und Visuelle Kommunikation studiert. Als was arbeiten Sie nun?

Mittlerweile bin ich Motion-Designer bei Aleks&Shantu, einer Digital-Agentur in Berlin. Der Job vereint viele verschiedene Bereiche und ist deswegen besonders spannend für mich. In der Regel geht es darum, Inhalte des Kunden als animiertes Video aufzuarbeiten. Mit Blick auf die richtige Zielgruppe schreiben wir ein Script, in dem das Produkt in einen praktischen Kontext gesetzt wird und alle wichtigen Inhalte des Kunden Erwähnung finden. Die aus dem Corporate Design heraus erstellten Grafiken werden anschließend animiert. Hier kommen alle Elemente erst richtig zusammen und werden zum Leben erweckt. Dazu kommt oft ein Voice-Over und/oder Sound Effekte, die der Animation zusätzlich Leben einhauchen. Nach diesem Schema entstehen bei uns Erklärvideos, Produktvideos, Logo Animationen, Web Animationen oder Messefilme. Aktuell arbeite ich parallel freiberuflich mit anderen Agenturen zusammen, um Animations-Projekte umzusetzen. Das will ich künftig auch stärker verfolgen.

Konnten Sie zuvor bereits weitere Berufserfahrungen sammeln, von denen Sie uns gerne berichten würden?

Meine ersten beruflichen Erfahrungen konnte ich schon während des Studiums machen, als mir einer meiner Dozenten im vierten Semester einen Job in seiner Produktionsfirma ​Time:Code:Media​ anbot. Dadurch konnte ich meinen Kassiererjob aufgeben und mich auf einen fachlich relevanten Job konzentrieren. So hatte ich die Chance, mich schon früh mit realen Produktionsabläufen vertraut zu machen. In nahtlosem Übergang begann mein sechsmonatiges Praktikum im Berliner Design- und Animationsstudio Blokstudio. Hier habe ich mich endgültig in den Bereich des Motion-Designs verliebt und unglaublich viel gelernt. Anschließend arbeitete ich wieder freiberuflich und so ergab sich kurz nach dem Studienabschluss eine Kooperation mit dem StartUp ​Stayfilm​ aus Miami, Florida. Hier konnte ich dann drei Monate vor Ort mit dem Kreativteam und den Entwicklern zusammenarbeiten, um die App des Start Ups zu optimieren und den Funktionsumfang zu erweitern. 

Zu welchem Zeitpunkt während des Studiums sind Sie auf Ihren Berufswunsch gekommen? Hat das Praktikum eine Rolle bei der Berufswahl gespielt?

Während des zweiten Semesters kam ich durch das Modul "Zeitbasierte Medien" erstmals mit den Bereichen Animation und Motion Graphics in Kontakt. Das Feld hat mir nicht zuletzt wegen des Dozenten unglaublichen Spaß gemacht. Wir wurden alle stark gefordert und die Zeitvorgaben waren oft sehr knapp gewählt. Mittlerweile finde ich allerdings, dass das sehr praxisnah ist.  Durch verschiedene Übungen lernte ich diverse Bereiche des Motion Designs kennen. Frame by frame animation, 2D Animation, Compositing in After Effects und 3D modellieren in 3dsMax. 

Der Mix aus kreativer, konzeptioneller Arbeit und technischer Problemlösung hat mich schnell begeistert. Wie schon gesagt, habe ich dann auch ein Praktikum in diesem Bereich gemacht. Spätestens dann wusste ich, dass ich kein klassisches Design mehr machen wollen würde, sondern, dass der Mix aus verschiedenen Disziplinen wie für mich gemacht ist.

Warum haben Sie sich damals für den Studiengang Grafikdesign und Visuelle Kommunikation entschieden? Und warum haben Sie sich für ein Studium an der HMKW entschieden?

Ich hatte damals schon meine eigene Benutzeroberfläche für mein erstes Smartphone gestaltet und Icons entworfen. Auch kleinere Spielereien in Photoshop hatte ich hinter mir. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas gestalten will und mit diesem Studium ein kreatives Outlet finden könnte. Da passte der Studiengang - rein vom Namen - gut rein.

Auf die HMKW bin ich eher zufällig aufmerksam geworden.  Das Konzept der kleinen Gruppen und anwendungsbasierten Aufgaben hatte mich und meine Eltern allerdings überzeugt. Außerdem kam mir zugute, dass die HMKW Standorte in Köln und Berlin hat. So konnte ich während des Studiums den Standort wechseln und fast nahtlos in der Hauptstadt anknüpfen. 

Welche Inhalte aus dem Studium finden sich in Ihrer Arbeit wieder bzw. helfen Ihnen dabei?

Viele Fächer aus dem Theorieunterricht lassen sich auf fast alle Bereiche im Design übertragen. Designtheorie, Farblehre, Komposition und Typografie kann man interdisziplinär anwenden und im Studium wird eine gute Basis dessen vermittelt. Der Einstieg in die Programme wurde ebenfalls durch angebotene Anfängerkurse erleichtert.    

Dadurch, dass ich im Studium immer viel Feedback für meine Arbeiten gesucht habe, habe ich außerdem gelernt besser mit Kritik umzugehen. In der Arbeitswelt muss man sich manchmal persönlich von seinen Arbeitsergebnissen lösen, um objektiv darüber reden und nachdenken zu können.    

Im Studium wurde mir darüber hinaus vermittelt, dass es wichtig ist, zu experimentieren. Und so mache ich heute immer noch gerne visuelle Experimente, um Stile oder neue Techniken auszuprobieren, zu denen ich im Berufsalltag nicht komme. So kann ich weiter üben, in der Software effizienter zu arbeiten, meinen Horizont zu erweitern oder langfristig eventuell einen ganz eigenen Stil finden. 

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich will einfach Animationen machen, die man sich gerne ansieht. Die unterhalten, begeistern und informieren.  Am Ende des Tages will ich stolz auf meine Arbeit sein und danach strebe ich bei jedem Projekt. Auch wenn es manchmal schwierig ist, die Motivation aufrecht zu erhalten. Vor allem bei Nachtschichten und komischen Korrekturwünschen der Kunden.   

Am besten geht das wahrscheinlich in Form von persönlichen Projekten. Hier bin ich mein eigener Chef und habe künstlerische Freiheit. Dafür gibt es allerdings auch keine Deadline, sodass man sehr selbstdiszipliniert arbeiten muss. Ich hoffe, im kommenden Jahr eine kurze Animationssequenz mit künstlerischem Anspruch zu entwickeln, vielleicht als Musikvideo. Beruflich hoffe ich, dass ich auch auf freier Basis mit vielen interessanten Unternehmen und Künstlern zusammenarbeiten kann, in einem Stil der mir gefällt.

Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit besonders und was stellt eine Herausforderung dar?

Vor allem finde ich gut, dass meine Arbeit abwechslungsreich ist. Es gibt so viele verschiedene Anwendungsbereiche für Animation, sodass man sich gar nicht festlegen und spezialisieren will.   

Ob es Serienintros, Erklärvideos, Interface-Animationen, Autopräsentation, Werbeleinwand im öffentlichen Raum, Messevideos, Bühnenvisualisierung oder kunstvolle Installationen sind. Jedes Projekt muss komplett neu gedacht werden und selten funktioniert dabei etwas linear.  Man muss immer das gesamte Ergebnis im Blick haben und immer wieder an allen Ecken nacharbeiten, bis es letztendlich auf die Marke oder den Kunden passt.    

Was mir zwar gut gefällt, aber gleichzeitig eine Herausforderung darstellt, ist die schnelle Entwicklung der Technologie. Ständig gibt es neue Programme, neue Arten etwas visuell umzusetzen und alles wird zwar zugänglicher, aber gleichzeitig auch komplexer.  

Dabei ist es manchmal schwierig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich nicht in technischen Spielereien zu verlieren. Technische Herausforderungen gibt es bei dem Beruf täglich. Besonders komplexe Szenen muss man gut vorbereiten, um effizient zu sein und später flexibel auf Feedback eingehen zu können. Das sind aber alles Dinge, mit denen man wächst - und die wohl auch nie aufhören.

Wie ist die Bewerbungsphase verlaufen?

Ich habe meine Bewerbungen für eine feste Stelle aus Miami per Mail verschickt, als ich wusste, ich komme wieder zurück nach Berlin. Über Anzeigen und die klassischen Google Keywords suchte ich nach interessanten Arbeitgebern. Alle potentiellen hatte ich in einen Spreadsheet, samt Informationen zu Kontaktperson und Mailadressen eingetragen, um den Bewerbungsprozess gut im Überblick zu haben. Nicht viele Leute antworteten, aber meine aktuelle Agentur hatte sich bei mir gemeldet und einen Skype-Call organisiert, bei dem wir eine Woche zur Probearbeit ausmachten.    

Zwei Wochen später saß ich in Berlin mit den gleichen Leuten im Büro und musste in der Praxis mein Können unter Beweis stellen. In der Zeit wurde ich mit allen möglichen Aufgaben getestet, um festzustellen ob ich die Stelle besetzen könnte. Ich hatte allerdings nicht das Gefühl, dass es eine Drucksituation war, sondern ich wurde sehr gut von allen Kollegen aufgenommen und schon in Teamevents eingegliedert. So war es auch für mich praktisch, um zu testen, ob die Agentur auch zu mir passt.

Welchen Rat würden Sie neuen Studierenden geben?

Probiere so viel aus, wie du kannst. Verfolge verrückte Ideen - scheue dich dabei nicht vor Aufwand. Halte dich gut mit den Dozenten und respektiere sie. Du kriegst so viel aus deinem Studium heraus, wie du reingibst. Arbeite deswegen gewissenhaft an den Dingen, die dir gefallen.  Versuche Probleme zu lösen und nicht zu sehr Künstler zu sein. Geh auch mal ein Bierchen mit Kommilitonen aus dem Studium trinken. 

Welche Eigenschaften sollten Studierende aus Ihrem Studiengang haben?

Für den Studiengang als solchen braucht es Kreativität, Kritikfähigkeit, Eigeninitiative und eine Leidenschaft für Design. Mit einer Mischung aus allem, kann man gut in das Studium gehen und eine Menge lernen denke ich. Wer darüber hinaus Animation und Motion Design machen möchte, der sollte auch technisches Geschick im Umgang mit Software mitbringen. Eine schnelle Auffassungsgabe hilft mit Sicherheit. Einige Programme sind relativ komplex und je schneller man diese Hürde überwunden hat, desto schneller kann man seine kreativen Ideen umsetzen. 

Für weitere Fragen stehe ich gerne für Fragen zur Verfügung. Ausgewählte Projekte und Arbeiten können Sie auf meiner Website ​tobiaspeil.myportfolio.com​ finden. Auf meinem ​Instagram-Profil​ poste ich auch weitere Einblicke in meine Arbeit. 

Lieber Herr Peil, vielen Dank für die vielen interessanten Einblicke in Ihren Berufsalltag und das Gespräch. Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2020 und alles Gute für Ihre berufliche Zukunft.